Vorwort zur 72. Ausgabe der EkoNiva News von Stefan Dürr

Vorwort zur 72. Ausgabe der EkoNiva News von Stefan Dürr

30.08.2021 Aktuelles aus dem Unternehmen

Quo vadis, Milch?

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Ein Produkt wie Milch könnte schwerlich überbewertet werden. Die Natur selbst hat sie mit großer Sorgfalt hervorgebracht und mit erstaunlichen Eigenschaften ausgestattet. Seit Jahrhunderten trinken die Menschen Milch und haben sie immer für ihre ernährungsphysiologischen Eigenschaften geschätzt und geliebt. Aber in letzter Zeit ist das Image von Milch im Wandel. Quo vadis, Milch?

Es sind harte Zeiten für Milchviehhalter: Die Preise in den Regalen steigen nicht, da Milch ein Grundnahrungsmittel ist. Allerdings sind die Kosten in der Milchproduktion stark angestiegen. Und das sowohl für die Rohmilchproduzenten aufgrund der gestiegenen Preise für Futter und Tierarzneimittel, als auch für Milchverarbeiter wegen gestiegener Verpackungskosten. Viele Milchviehhalter beginnen deshalb, sich beispielsweise in Richtung Pflanzenproduktion, umzuorientieren.

Hohe Getreidepreise haben diese Branche wirtschaftlich attraktiv gemacht: Getreide wird angebaut, geerntet und zu einem guten Preis verkauft und schon hat man ausreichend Geld für einen Luxusurlaub verdient. Für Milchviehhalter ist die Situation anders: 365 Tage im Jahr müssen die Tiere gefüttert, getränkt, gepflegt und gemolken werden. Das Geschäft ist langfristig, die Investitionen sind hoch, die Amortisationsdauer ist lang. Auch diejenigen Milchviehhalter, die das Futter selbst produzieren, fangen in dieser Situation an, zu überlegen: Wozu Kühe füttern, wenn Getreide oder Sonnenblumen mit Gewinn verkauft werden können?

Auch die sich wandelnde öffentliche Wahrnehmung hilft den Milchbauern nicht: Gesundheitsfanatiker agitieren verstärkt für Getränke auf Pflanzenbasis, die globale Erwärmung und die Ausbringung von Gülle wird in diesem Zusammenhang ebenfalls kritisch betrachtet. Viele Milchbauer werden entmutigt, weiterzumachen.

Aber natürlich bleibt die Milch denjenigen erhalten, deren Hauptgeschäft und Berufung sie ist. Sie werden weiterarbeiten und die Herausforderungen meistern. Jedoch wird die Geschäftsentwicklung von den Marktbedingungen abhängen. Die staatliche Unterstützung der Milchindustrie wird für die weitere Steigerung der Produktion entscheidend sein.