Ökolandbau von morgen

Ökolandbau von morgen

29.06.2018 Aktuelles aus dem Unternehmen

Der russische Nationale Ökolandbauverband hat sein fünfjähriges Bestehen gefeiert. Heute steht er an der Spitze der einheimischen Ökolandbau-Bewegung und vereint ihre Mitstreiter zu einem starken Team. Was wurde in den ersten fünf Jahren erreicht und was verspricht die Zukunft?

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Ein starker Verband

Noch vor fünf Jahren fragten die Verbraucher: „Was sind ökologische Produkte und warum isst man sie?“ Heute ist das Thema „gesunde Ernährung“ in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das Biosortiment der Lebensmittelgeschäfte wird mit zunehmendem Interesse zur Kenntnis genommen.

„Unser wichtigster Erfolg ist das Interesse der Gesellschaft“, unterstreicht Sergej Batschin, Vorstandsvorsitzender der Unternehmensgruppe AGRANTA“. „Die Menschen konnten früher den Begriff des ökologischen Landbaus nicht einordnen. Heute sind seine Prinzipien allgemein bekannt. Man weiß, dass Ökoprodukte Erzeugnisse sind, bei deren Herstellung keine Lebensmittelzusätze, keine chemischen Düngemittel, keine Antibiotika und keine Wachstumshormone verwendet werden.

Das Ziel des Nationalen Ökolandbauverbands ist, die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft und des Marktes für Ökoprodukte in Russland zu fördern. Er unterstützt die Hersteller und setzt sich für die Einführung von Rechtsvorschriften ein, um den Ökolandbau und Verbraucherfragen regeln zu können. Hier wurde bereits einiges erreicht.

„In den letzten Jahren wurden drei GOST-Normen eingeführt und die erste Fassung eines russischen Gesetzes über den ökologischen Landbau ausgearbeitet“, sagt Oleg Mironenko, Exekutivdirektor des Nationalen Ökolandbauverbandes. „Wir waren an der Entstehung dieses Gesetzes beteiligt. Derzeit wird der Vorschlag in der Duma geprüft. Wir gehen davon aus, dass es bis Ende 2018 verabschiedet wird“.

Für die Mitarbeit im Nationalen Ökolandbauverband konnten einflussreiche Akteure der Branche und Pioniere des Ökolandbaus in Russland gewonnen werden. Zu den Verbandsmitgliedern zählen auch der Präsident der Unternehmensgruppe EkoNiva Stefan Dürr und das Öko-Unternehmen Sawinskaja Niva.

„Wir sind dem Verband vor einem Jahr beigetreten“, sagt Stefan Dürr, Präsident der Unternehmensgruppe EkoNiva. „Zuerst war ich skeptisch. Jeder schien nur auf seinem Standpunkt zu beharren, es gab keine einheitliche Linie. Das große Verdienst des Nationalen Ökolandbauverbandes sehe ich darin, dass es ihm gelungen ist, die unterschiedlichen Akteure der Bewegung zusammenzuführen.

Nach wie vor gibt es eine Vielfalt an Positionen, aber wir arbeiten an einem Ziel: Wir wollen mehr Bewusstsein für den Ökolandbau schaffen und die Qualität von Bio-Lebensmitteln schützen.

Recht und Ordnung

Der gegenwärtig im Parlament erörterte Gesetzesvorschlag wird kontrovers aufgenommen. Solange die Branche noch nicht gefestigt ist, könnte ein unausgereiftes Gesetz das Ende für den Ökolandbau in Russland bedeuten, befürchten erfahrene Erzeuger.

„Ich bin nicht gegen ein Gesetz, wir brauchen eine Grundlage zur Regelung des Ökolandbaus“, betont Stefan Dürr.“ Aber es ist besser, gar kein Gesetz zu haben als ein schlechtes. Ökologisch wirtschaftende Erzeuger können innerhalb des Nationalen Ökolandbauverbands ein Qualitätssiegel schaffen, die Standards in ihren Betrieben einhalten und so das Vertrauen der Verbraucher gewinnen".

Ilja Kaletkin ist auch Verbandsmitglied und unterstützt seine Kollegen. Ein Gesetz müsse die Positionen der Hersteller und Verbraucher stärken, betont er.

„Die Ausarbeitung des Gesetzentwurfes war langwierig und beschwerlich, seine Verabschiedung ist kompliziert“, so der Präsident der Unternehmensgruppe Arivera Ilja Kaletkin. „Der Text, der die erste Lesung durchlaufen hat, ist ein Rohentwurf. Die Fassung, die zur zweiten Lesung vorgelegt werden soll, bereitet uns Sorgen. Wir werden Änderungsanträge und Anmerkungen vorbereiten. Wir hoffen, dass der Text korrigiert wird. Ohne ein vernünftiges Gesetz werden wir kaum ein funktionsfähiges System schaffen können“.

Jedes beliebige Gesetz ist besser als überhaupt keines, halten andere Stimmen des Verbandes dagegen.

„Die ökologischen Erzeuger brauchen einen Rahmen, um ihre Produkte schützen zu können“, sagt Wladimir Sadowin, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Einzelhandelskette Azbuka Vkusa. „Für den Einzelhandel brächte das Gesetz eine Rechtsgrundlage, die es ermöglichen würde, gegen das Inverkehrbringen gefälschter Bioprodukte vorzugehen“.

Die Verbandsmitglieder befürchten, dass die Verabschiedung des Gesetzes die Nachfrage nach einer Zertifizierung von Erzeugnissen sprunghaft ansteigen lassen wird, es aber schwierig bleibt, sich vor Produktfälschung zu schützen. Russland braucht ein strenges System für die Zertifizierung und den Schutz seriöser ökologischer Erzeuger vor Produktfälschern.

„Ich bin nicht sicher, ob das geplante Gesetz der Bio-Branche tatsächlich einen großen Auftrieb verleiht“, so Anatoli Nakarjakow weiter. „Aber es dürfte Möglichkeiten an die Hand geben, gegen Produktfälschung und sogenanntes Greenwashing vorzugehen“.

Sergei Batschin betont nachdrücklich die Bedeutung dieser Frage und schlägt vor, dem Nationalen Ökolandbauverband die Befugnis zur öffentlichen Kontrolle der Zertifizierungsstellen zu übertragen.

„Bio“, „öko“, „organisch“

Die Kategorie des „organischen Produkts“ wurde in Russland durch eine GOST-Norm eingeführt. Die Begriffe „bio“, „öko“ und „organisch“ sind jedoch bis heute nicht geschützt. Ihre Verwendung auf Verpackungsbeschriftungen führen Verbraucher nach Aussage von Experten in die Irre. In Europa dagegen verwenden Hersteller alle drei Begriffe, sie gelten dort als äquivalent.

„Diese Begriffe haben eine direkte Beziehung zum ökologischen Landbau, daher muss man um sie kämpfen“, so Ilja Kaletkin. „Nach unserer Auffassung sollten diese Begriffe in einem einzigen Gesetz festgelegt werden. Das ist allerdings alles andere als einfach“.

Treibende Kräfte Marktes

Welche Kräfte könnten die Entwicklung des Marktes für ökologische Erzeugnisse vorantreiben? In dieser Frage besteht auch keine Einigkeit.

„Der inländische Markt hat das Potenzial, die treibende Kraft des Ökolandbaus zu werden“, sagt Stefan Dürr. „Es wäre riskant, auf den Exportmarkt zu setzen. In Russland ist die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln hoch. Ich bin überzeugt, dass die russische Wirtschaft und mit ihr die Kaufkraft weiterhin wächst“.

Wladimir Sadowin teilt diese Zuversicht nicht und skizziert mehrere Entwicklungswege.

„Die inländische Nachfrage wird weiterhin an die Preise geknüpft sein. Ich denke, wir sollten zweigleisig fahren und sowohl den inländischen Markt als auch den Export, der die Kosten der Erzeugung und Verarbeitung senken kann, nutzen“.

Die lebhafte Kontroverse zeigt, dass die ökologisch orientierte Landwirtschaft in Russland eine große Zukunft vor sich hat. Die Entwicklung ist ein Weg mit vielen Hindernissen. Der ökologische Landbau wirft komplizierte und miteinander verwobene Probleme auf. Die Verbandsmitglieder aber sind sich darin einig: „Noch einmal vor die Wahl gestellt, würden wir uns wieder für diesen Weg entscheiden“.

Von Darja Denisowa
Quelle: Webseite EkoNiva APK
Übersetzung aus dem Russischen