Bio-Markt im Visier

Bio-Markt im Visier

23.04.2021 Aktuelles aus dem Unternehmen

Welche ökologisch erzeugten Produkte sind in Russland zunehmend gefragt und warum gibt es für manche Hersteller keine Anreize, auf ökologischen Landbau umzustellen? Diesen Fragen sind wir in einem Online-Forum anlässlich des Weltqualitätstages nachgegangen.

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Der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Agrar- und Lebensmittelpolitik sowie Naturnutzung des Föderationsrates, Sergey Belousov, zeigte sich optimistisch.

„Vom ökologischen Landbau müssen Wachstumsimpulse für die russische Agroindustrie ausgehen“, betonte Sergey Belousov. „Die ökologische Landwirtschaft hat eine strategische Priorität. Unsere Aufgabe ist es, mit vereinten Kräften an diesem Ziel zu arbeiten.“

Die Stärkung aller Stakeholder der Bio-Bewegung werde die Bewältigung vieler Herausforderungen erleichtern, lautet die Einschätzung der Qualitätsüberwachungsbehörde Roskachestvo.

„Mittlerweile ist Roskachestvo bereits als Zertifizierungsstelle für russische Bio-Lebensmittel akkreditiert“, so die stellvertretende Geschäftsführerin von Roskachestvo Elena Sarattseva. „Wir durchlaufen zurzeit einen weiteren umfassenden Akkreditierungsprozess. Künftig werden wir Produkte für den Export zertifizieren können.“

Ein Experte des Projektes Deutsch-russischer Agrarpolitischer Dialog teilte seine Erfahrungen mit der Entwicklung des Markts für Biolebensmittel in Deutschland.

„Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland verfolgt das Ziel, die ökologisch bewirtschaftete Fläche bis 2030 um 20 % zu vergrößern“, berichtet Harald Ulmer. „Weltweit verfolgte Lockdown-Strategien haben dazu geführt, dass Menschen auch Lebensmittel weniger im stationären Einzelhandel einkaufen. Der Anteil an Online-Verkäufen von Bio-Produkten steigt. Die Menschen versuchen, sich gesund und bewusst zu ernähren und in ökologisch sauberen Umgebungen zu leben.“

Der Leiter der Abteilung für Qualitätssicherung der Einzelhandelskette Globus spricht von einem sprunghaften Anstieg des Absatzes von Bio-Produkten um durchschnittlich 50 % in Zeiten der Pandemie.

„Die Verbraucher legen heute mehr Wert auf die Qualität eines Lebensmittels, es ist ihnen wichtig, dass die Angaben auf seiner Verpackung die Verbraucher nicht in die Irre führen“, erläutert Polina Murashkina. „Stark im Trend liegen Bio-Mehl, Kokosblütenzucker, Kokosmilch, Ahornsirup und Olivenöl. Eindeutiger Verkaufsschlager ist der Bio-Wein!“

In ländlichen Regionen sind Bio-Lebensmittel weniger gefragt. Die Verbraucher greifen zu kostengünstigeren Alternativen. Nach Auffassung des Verkaufsleiters für Bio-Produkte der EkoNiva-APK Holding, Anatoliy Nakaryakov, wissen landwirtschaftliche Erzeuger in vielen Regionen noch wenig über den Bio-Markt und sehen keine Anreize für eine Umstellung auf den Ökolandbau.

„Die Landwirte kennen die aktuellen GOST-Standards und die Exportchancen nicht“, ergänzt Anatoliy Nakaryakov. „Wir verzeichnen einen kritischen Mangel an Experten in dieser Branche. Wir müssen dringend einheitliche Ausbildungsprogramme entwickeln und staatliche Fördermittel bereitstellen, um Kosten und Zeit der umstellungswilligen landwirtschaftlichen Erzeuger kompensieren zu können.

Von Darya Denisova